Sonntag, 4. Dezember 2011
Die Essenz des Lebens
Aus dem Nähkästchen geplaudert.

Neulich war ich mit einer Freundin fort. Sie nüchtern und ich etwas betrunken. In meinem charmanten betrunken sein, hab ich ihr geschildert das ich damals sehr vernarrt in sie war, sie sehr begehrt habe, und ich sie jetzt aus einer anderen Perspektive sehe. Einer freundschaftlichen. Und zeitgleich habe ich mich gefragt, weshalb mich niemand begehrt.
Gut, es gibt Tage an denen ich mich nicht begehrenswert und attraktiv fühle; dann gibt es wiederum Tage, an denen ich das Ego in Person bin, und mich selber schorf finde. Und jeder der mit mir mal beim H&M shoppen war, und gesehen hat wie ich mich in den einen oder anderen Fetzen verliebt habe, wird wissen was ich mit 'Ego in Person' meine.
Aber all samt ist es mir grundsätzlich sehr egal ob mich Jemand attraktiv findet oder nicht. Meine Einstellung ist die, dass ich niemals und zu keiner Zeit Jemand anderen gefallen oder entsprechen muss, ausser mir selbst oder ich will es. Punkt.

Naja. Und in meinem charmanten betrunken sein, hab ich mir immer beim Verlassen eines Lokals den Spass erlaubt, und mit der Hand kreisförmig auf mein Gesicht und meinen Körper gedeutet, mit den Worten "Seht ihr Ladys, dass alles hättet ihr haben können".

Fazit. Auch wenn ich mir so einen Spass und solche Andeutungen erlaube, würde ich schon lange nicht mehr auf einen One-Night-Stand eingehen.
Irgendwie sind meine 'fetten Jahre' vorbei, und ich suche, ich warte, auf einen richtigen Menschen. Auf eine solide tief gehende Beziehung.
Ich warte auf Liebe, könnte man so sagen.
Auf richtige, ehrliche und erfüllende Liebe.

Jetzt meinte eine Arbeitskollegin die ein gutes drittel an Lebenszeit und eine geschiedene Ehe hinter sich hat, es wäre doch dumm seine jungen Jahre mit Warterei und Sehnsucht zu verschwenden. Im Grunde finde ich das richtig, nur scheint mir momentan die Rolle des Selbstfinders, des verträumten Sehnsüchtigen, einfach wertvoller.

Ich war seit meinem vierzehnten Lebensjahr nie länger als ein halbes Jahr alleine. Und ja, was nützt einem zwar die Liebe in Gedanken, wenn man sich jedoch nicht bereit dazu fühlt.
Was ich sagen will - ich finde, man sollte zumindest einmal oder erstmals im Leben lernen, alleine mit sich selbst klar zu kommen.

Ich will mich selbst kennen lernen, lieben lernen, bevor ich einen anderen Menschen an meiner Liebe teilhaben lasse. Und dennoch fehlt mir die geistige wie körperliche Nähe. Logischer Weiße. Doch - ich stehe über meinem Es.

Wenn mich mal wieder die Furcht vor der Endlichkeit plagt, und ich das Leben gedanklich Stück für Stück rationalisiere, bleibt nur der Sinn meiner Existenz übrig. Es ist Liebe.

Irgendwann bin tot. Also hat alles Streben nach Mehr nur einen vorübergehenden, primären, momentanen Sinn. Sprich - man lebt für den Moment. Wenn man für den Moment lebt, was wird dann wesentlich?
- Das man glücklich ist; es einem gut geht.
Und was schenkt einem Glück ohne egoistisch zu sein? - Liebe.

Liebe und Zeit sind für mich die Essenzen des Lebens.
Die kostbarsten und rarsten Güter die man haben kann.

Wertschätzung wird hier sehr wesentlich, wenn man meiner Meinung ist. Aber wie viele Menschen vergeuden Sekunden, Stunden und Tage beispielsweiße damit, sich sinnlos zu streiten weil sie verlernt haben sich zu schätzen, oder damit vor dem Fernseher zu sitzen, weil sie verlernt haben auf und mit dieser Welt zu spielen?!

In diesem Sinne ein Appell an alle Menschen die gerade mit Jemanden im Streit sind, oder Tag ein Tag aus vor dem Fernseher sitzen; - Wofür bist du bereit zu sterben? Für einen gewonnen Streit, der lächerlich erscheint wenn man genauer hinsieht? Oder die Liebe oder Freundschaft, welche man mit dieser Person teilen könnte. Würdest du für 'Stirb langsam 6' sterben wollen, oder eher für das grüne Gras zwischen den Zehen, welches du spüren und erleben könntest wenn du den Arsch hochkriegen würdest?

Das coole Feature am Leben ist, dass man zu jeder Zeit eines jeden Augenblicks etwas ändern kann; auch wenn es nichts bewirkt.



Ich bin Noa
Ich bin Noa; hier zumindest.
Ich bin einundzwanzig Jahre alt.
Und ich habe angst zu leben.


Ich besitze eine Wohnung, ein Auto, einen Job, Haustiere, eine Musik- und Filmsammlung, Lieblingsbettwäsche, drei Gitarren, ein Keyboard, dreiundzwanzig Stück Porzellangeschirr und fünfunddreißig Stück an Essbesteck.
Ich habe mehr "Freunde" als ich weiß, und weniger Freunde, als Finger die du sehen kannst. Ich hinterlasse fünf Exmenschen, von denen es mit zwei ein freundschaftliches Ende nahm. Ich hinterließ drei gebrochene Herzen, wovon eines mir gehörte.
Alles in allen, lebe ich das Leben eines ganz normalen Menschen; und dennoch ist da etwas, was mich von der Masse unterscheidet, ausgrenzt und anhebt.

Es sind die Gedanken vom Leben und Sterben, welche mich jeden Tag begleiten. Und mir dadurch einerseits das Leben so schön und kostbar, und andererseits so rar und deprimierend machen.
Gedanken vom Leben und Sterben; am Weg in die Arbeit; zuhause unter der Dusche; bei fortgehen und feiern. Diese Gedanken sind mir nicht immer bewusst, aber sie sind immer präsent; denn das Leben ist immer präsent.

Ich glaube viele Menschen machen sich kaum wirklich Gedanken darüber das sie eines Tages schlichtweg nur noch Biokompost sind, der unter der Erde verrottet und mit der Zeit vergessen wird. Und so leben sie dahin, bis sie dann mit dreißig vierzig Jahren ihre Midlifecrisis erleben, und realisieren das ihnen der Sand durch die Finger rinnt, da sie wirklich nichts oder nicht genug erlebt haben.
Als erst musst du es wissen, nicht fürchten sondern wissen, das du sterben wirst!

Aber so ein Appell fruchtet nicht in den Gehirnen der Menschen. Ihnen fehlt es an Bewusstsein.
Weil so würde auch der Raucher das Rauchen sein lassen, wenn er sich zweiundvierzig Jahre später an Krebs sterben sehen könnte.
Den Menschen fehlt die nötige Wertschätzung; es fehlt ihnen an Dankbarkeit und Demut.

Ich dahingehend bin einundzwanzig Jahre alt, und erlebe meine Sinneskrise tag täglich. Ich bin einundzwanzig Jahre alt und habe ein gutes Viertel meines Lebens schon verbraucht. Was ist mir aus einem fünftel Jahrhundert an Lebenszeit übrig geblieben?
Allsamt sind es Erinnerungen. Erinnerungen die ich innerhalb einer Stunde erzählen könnte. Dann gäbe es da noch mein bisschen Besitz, meine Erfahrungen und meine Persönlichkeit. Das war es. Mehr ist mir nicht geblieben.

Ich glaube weiters auch, dass sich die Menschen keine Gedanken um ihre Sterblichkeit machen, weil es ihnen viel zu gut geht. Denn solange es uns gut geht, haben wir ja keinen Grund etwas zu ändern; keinen Grund sich Gedanken zu machen.

Vielleicht wird 'Noa's Traum vom Leben' nur über die seltsamen, absurden, und besonderen Kleinigkeiten und Fragen des Lebens erzählen.
Aber vielleicht schafft es ja ein sozial/seins-kritischer Blog, dass der eine oder andere Leser in sich Katharsis walten lässt, und sich mit einem fruchtbaren Gedanken ins Bett legt.