Sonntag, 12. Februar 2012
We don't feed the world. We only feed our greed.
04:33 Uhr lokale Ortszeit.
Siebzehn Minuten vor Beginn von Operation Frühling.

Seit fast zwei Tagen hatte ich nichts mehr gegessen.
Komisch, denn ich hatte auch keinen Hunger. Als ich mich mit meinen sechshundert Gramm Bio-Spinat mit Pfeffer beschmaußte, fiel mir auf wie verdmmat schmackhaft so einfache Gerichte sind. Ohne Konservierungsstoffe, ohne E-Stoffe, ohne Mononatriumglutamat. Ich dachte mir, Essen muss man sich verdienen. Besser gesagt, den Genuss. Genauso wie Schlaf. Erst durch die harte Arbeit werden sechs sieben Stunden Schlaf zu einer wahren Belohnung, einem Genuss und Vergnügen; und ist keine Vergeudung von Zeit. So denke ich nun eben. Und mit dem Essen genau das gleiche. Wie viele Menschen haben nichts zu essen? Keiner denkt daran weil jeder einen vollen Kühlschrank hat. Keiner denkt daran, weil ihm Hunger nicht quält und nicht berührt. Und die Aussage von den hungrigen Kindern in Afrika, hört sich wie ein altes Lied an, welches man nicht mehr wahrnimmt.

Aber ich wollte es wissen, ich hab es ausprobiert, ich habe mich gequält. Aus dem Grund der Interesse, der Empathie. Und aus anderen Gründen.
Ich habe die letzten Wochen hauptsächlich puren Kandiszucker, Wasser und Brot zu mir genommen. Hin und wieder Mahlzeiten von der Betriebsküche, oder Junkfood von der Tankstelle. Nach Lust und Laune habe ich mal vielleicht ein paar Tage mehr gehungert, oder mich mit purem Dreck vollgestopft. Nur eine kleine Pfanne und einen Löffel habe ich verwendet. Mehr wollte ich nicht. Wenn mir danach war, aß ich mit den Fingern.

Und so wie mit dem Schlafen, dem Schlafrhythmus und dadurch der Zeit, oder meinem Bezug und Prinzipien zu Geld, hat sich auch mein Bezug zu Nahrung verändert.

Ich schätze mein Essen.
Ich betrachte es, ich rieche daran, ich spiele damit und ich spiele mit meinem Gaumen. Ich bin dankbar für mein Essen, und ich rufe es mir jedes Mal in Erinnerung, das es anderen Menschen nicht so gut wie mir ergeht.
Menschen, von denen ich auch einer sein hätte können.
Oder du einer sein hättest können.
Ich bedanke mich für Essen, freue mich.
Und ich jammere nicht mehr, wenn ich nichts zu essen habe. Essen ist keine Selbstverständlichkeit.

04:55 Uhr - Operation Frühling beginnt in Kürze.
Ich freue mich schon auf einen Wohnungsputz!