Ich bin Noa
Ich bin Noa; hier zumindest.
Ich bin einundzwanzig Jahre alt.
Und ich habe angst zu leben.
Ich besitze eine Wohnung, ein Auto, einen Job, Haustiere, eine Musik- und Filmsammlung, Lieblingsbettwäsche, drei Gitarren, ein Keyboard, dreiundzwanzig Stück Porzellangeschirr und fünfunddreißig Stück an Essbesteck.
Ich habe mehr "Freunde" als ich weiß, und weniger Freunde, als Finger die du sehen kannst. Ich hinterlasse fünf Exmenschen, von denen es mit zwei ein freundschaftliches Ende nahm. Ich hinterließ drei gebrochene Herzen, wovon eines mir gehörte.
Alles in allen, lebe ich das Leben eines ganz normalen Menschen; und dennoch ist da etwas, was mich von der Masse unterscheidet, ausgrenzt und anhebt.
Es sind die Gedanken vom Leben und Sterben, welche mich jeden Tag begleiten. Und mir dadurch einerseits das Leben so schön und kostbar, und andererseits so rar und deprimierend machen.
Gedanken vom Leben und Sterben; am Weg in die Arbeit; zuhause unter der Dusche; bei fortgehen und feiern. Diese Gedanken sind mir nicht immer bewusst, aber sie sind immer präsent; denn das Leben ist immer präsent.
Ich glaube viele Menschen machen sich kaum wirklich Gedanken darüber das sie eines Tages schlichtweg nur noch Biokompost sind, der unter der Erde verrottet und mit der Zeit vergessen wird. Und so leben sie dahin, bis sie dann mit dreißig vierzig Jahren ihre Midlifecrisis erleben, und realisieren das ihnen der Sand durch die Finger rinnt, da sie wirklich nichts oder nicht genug erlebt haben.
Als erst musst du es wissen, nicht fürchten sondern wissen, das du sterben wirst!
Aber so ein Appell fruchtet nicht in den Gehirnen der Menschen. Ihnen fehlt es an Bewusstsein.
Weil so würde auch der Raucher das Rauchen sein lassen, wenn er sich zweiundvierzig Jahre später an Krebs sterben sehen könnte.
Den Menschen fehlt die nötige Wertschätzung; es fehlt ihnen an Dankbarkeit und Demut.
Ich dahingehend bin einundzwanzig Jahre alt, und erlebe meine Sinneskrise tag täglich. Ich bin einundzwanzig Jahre alt und habe ein gutes Viertel meines Lebens schon verbraucht. Was ist mir aus einem fünftel Jahrhundert an Lebenszeit übrig geblieben?
Allsamt sind es Erinnerungen. Erinnerungen die ich innerhalb einer Stunde erzählen könnte. Dann gäbe es da noch mein bisschen Besitz, meine Erfahrungen und meine Persönlichkeit. Das war es. Mehr ist mir nicht geblieben.
Ich glaube weiters auch, dass sich die Menschen keine Gedanken um ihre Sterblichkeit machen, weil es ihnen viel zu gut geht. Denn solange es uns gut geht, haben wir ja keinen Grund etwas zu ändern; keinen Grund sich Gedanken zu machen.
Vielleicht wird 'Noa's Traum vom Leben' nur über die seltsamen, absurden, und besonderen Kleinigkeiten und Fragen des Lebens erzählen.
Aber vielleicht schafft es ja ein sozial/seins-kritischer Blog, dass der eine oder andere Leser in sich Katharsis walten lässt, und sich mit einem fruchtbaren Gedanken ins Bett legt.
animus am 04. Dezember 11
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