schützen oder lernen
Aus dem Nähkästchen geplaudert.
Jetzt habe ich die letzten zwei Tage damit verbracht meine Wohnung zu ordnen, putzen und schön zu gestalten. Quasi rund um die Uhr.
Ich habe mittlerweile keinen Schlafrhythmus mehr; ich mag aber diese veränderte Wahrnehmung von Zeit.
Zum Beispiel hatte ich anfangs, Fünf Uhr Morgens das Gefühl es wäre um die Mittagszeit; Sechs Uhr Abends das Gefühl es wäre Morgen. Seltsam. Seltsam interessant.
Und jetzt ist es schon so, - da mein Leben aus Lust und Laune besteht, - mir sogar das Wochenende wie ein Wochentag vorkommt. Ich finde solche Gefühle sehr schön; zum Beispiel aufzuwachen und kurz nicht zu wissen wo man ist, oder eben die Zeit anders wahrzunehmen.
Jedenfalls hatte ich es circa gegen Drei Uhr Morgens aufgegeben, da alles geputzt war und nur noch der Balkon entrümpelt werden musste. Ich nahm mir drei vier Kartonagen und trug sie hinunter zum Container. Leise wie eine Maus, da mich ja Niemand bei dieser Aktion wahrnehmen sollte.
Unten machte ich dann die Haustüre sehr langsam und sehr leise zu. Und mit dem 'Klick' Geräusch der Tür, fiel mir auch ein das ich meine Schlüssel oben liegen hab lassen. Toll. Drei Uhr Morgens, im Shirt, ausgesperrt.
Ich hab circa zehn Minuten überlegt ob ich wirklich einen Nachbar aus dem Bett läuten und somit neue Freundschaften schließen, oder ob ich doch meine verborgenen Superheldenkräfte nutze und zu meinem Balkon fliegen soll.
Ein Nachbar der auf seinen Balkon Sucht inhalierte, ließ mich dann rein. Aber erst nach dem fünften oder sechsten mal "Hallo? Ich bräuchte Ihre Hilfe! .. Ich höre Sie doch atmen.. Hallo??".
Dies rief mir wieder in Erinnerung, wie traurig ich es doch finde, dass unsere Gesellschaft - vorwiegend beziehungsweiße zunehmend in Großstädten aber auch kleinen Städten - eine solche Berührungsangst hat. Wirklich.
Wir wollen einander nicht mehr kennen lernen.
Setzt sich im Bus, der U-Bahn, oder im Zug ein fremder Mensch neben uns, so erhaschen wir vielleicht einen flüchtigen Blick um unseren Nächsten abzuscannen; aber das war es auch schon.
Es hat mich letztens sehr überrascht, als ein Mann mit seinem fremden Sitznachbar ein Gespräch anfing.
Wir haben Berührungsangst.
Schau dir nächstes mal auf die Finger oder besser gesagt auf den Popo, wenn du dich bei einer Wartestelle hinsetzen willst, aber auf der Bankreihe bereits ein Mensch sitzt. Du wirst dich höchstwahrscheinlich ein bis zwei Plätze weiter weg setzen.
Aber wieso ist das so?
Ich glaube, dass es an der Haltung der Menschen liegt.
Ich gebe der virtuellen Welt, den Social Networks die Schuld. Ich gebe MTV und Asozialen-Tv die Schuld. Und schlussendlich gebe ich euren Eltern die Schuld.
All dieser Shceiß stumpft uns ab, lässt uns die alten Werte vergessen und macht uns unempfindlich. Unempfindlich anderen, fremden Menschen gegenüber. Wie wenn jeder Fremde, welchen wir nicht als attraktiv empfinden, ungut oder gar böse wäre. Ja so kommt es mir vor.
Ich glaube Menschen haben immer nur zwei verschiedene Haltungen. Die Haltung zu schützen, und die Haltung zu lernen.
Wenn sich Jemand neben mich setzt, kann ich den Menschen abscannen und mich dann wieder Facebook via Handy widmen, oder mit einem Lächeln nett "Hallo" sagen.
animus am 11. Dezember 11
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3 Kommentare
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Die meisten verstecken sich vor der realität, vll. werden sie im echten leben gemobbt. Im internet kann man sich eine neue Persönlichkeit erschaffen, alles gut & schön, aber wenn man dann diese Traumwelt verlässt wird man entäuschst sein. & wieder an den PC wandern & so wird das immer weitergehen!
Ein kleines Beispiel:
Es ist wunderschönes wetter, auf der lieblingssite hat man mitgliedschaft erworben & hat den zwang online zu gehen um dies auszunutzen. Man denkt sich, oja ich geh heute raus. Aber zuvor noch >ganz schnell< zur website. Man holt die belohnung ab, man denkt: "hm noch schnell die nachrichten checken" man bekommt ein dummes Kommentar wie: "dein avatar sieht fcuk aus" man ärgert sich, will sich rechtfertigen ohne grund & nimmt das schöne wetter nicht mehr wahr.
So geht es vielen Kindern, jugendlich & sogar erwachsenen. Ich gehöre auch dazu, aber ich kämpfe dagegen an, nur fast niemand hat den elahn es mir nachzutun...
LG, Lilja98
Ich habe mir schon so oft gedacht, dass ich viel zu viel Zeit und auch Energie in Facebook und Co investiere. Es nervt mich eigentlich nur.
Und dennoch erwische ich mich immer wieder mit der selben halbwahren Ausrede - "Ich hab es doch nur wegen meiner Familie; damit ich relativ einfach in Kontakt bleibe".. was soweit eig. auch stimmt.
Dabei wäre es doch so einfach das es mir egal wird,
weil nichts wichtiges davon abhängt.
Und ich glaube um sich selbst zu finden, muss man sich auch ein Stück verlieren.
deshalb werden begriffe wie "nachhaltigkeit" plötzlich trendwörter.