I can hear my train is comin. It's a lonesome and distant cry.
Wenn er.
Wenn er in das Musikfachgeschäft seines Vertrauens Musik kaufen geht, spielt sich folgendes Szenario ab. Zielbewusst marschiert er in die Reihe, welche mit „Indie“ gekennzeichnet ist. Begutachtend legt er sein Augenmerk auf die CD-Covers, wärend er sämtiche Stapel von A bis Z durchgeht. Er achtet weder auf Namen oder Preis. Einzig und allein das Motiv des Covers entscheidet über Interesse oder Desinteresse. Denn, auch so wie sich die Menschen durch optische Sympathie verkaufen wollen, will es der Künstler mit seinem Cover.
Hat er.
Hat er dann um die drei vier Interpreten ausgewählt und beiseite getan, hört er diese Probe. Auch hier – scheinbar ungeduldig spielt er nur wenige Sekunden eines Liedes ab. Voller Willkür mal vom Anfang an; mal aus der Mitte; mal am Ende. Er gibt einem Musiksstück zwar recht beherzt, aber nur wenige Sekunden Zeit ihm etwas zu vermitteln. Empfindet er dann etwas wie Sympathie oder Interesse, so hat ein Album eines Interpreten ein neues Zuhause gewonnen.
Frühmorgens.
Frühmorgens ging ich in der frischen Winterluft in Richtung Bahnhof. Mir war nicht kalt, aber ein eisiger Mantel legte sich um meine Hände und mein Beinkleid. Noch schnell etwas Geld aus dem Automaten gezogen und dann gleich in das Backwerk um Frühstück zu kaufen.
Die Bäckerin mittleren Alters fragte mich ohne Augenkontakt herzustellen, und mit einem leicht slowenischen Akzent, um mein Begehren. Witzig, dass mir ihr Akzent aufgefallen ist. Ich erwiderte ihr das ich gerne eine Zimtbrezel und eine Nussschnecke hätte. Ach ja, und einen schwarzen Tee bitte noch. Ich bezahlte die fünf Euro und achtzig Cent, und fragte mich gleichzeitig insgeheim wo diese Münzen schon überall waren. Sicher haben sie mehr Orte und Hosentaschen gesehen, als ich je sehen werde - dachte ich mir.
Ich nahm mein Frühstück und ging zum Bahnsteig '2A'.
Hmm, noch zwölf Minuten warten. Und der Tee ist so furchtbar heiß. Sicherlich war ich der einzige Mensch am Bahnhof, welcher eine Jogginghose, einen Spielcontroller, eine aufgetaute Tiefkühlpizza, einen Laptop und das dazugehörige Ladekabel, und ein Dreiviertel einer Zimtbrezel im Rucksack hatte. Tja, Nerds eben - dachte ich mir belächelnd.
Und als ich so da stand und auf meinen Zug wartete, erfreute es mich zu sehen, dass differente Menschen - also eine ältere Dame und ein Soldat, oder ein Bahnhofsmitarbeiter und eine junge Frau zum Beispiel - miteinander redeten. Es schürt nämlich meine Hoffnung, dass wir Menschen doch nicht nur mit Scheuklappen durch die Straßen rennen. nicht gehen. rennen.
Während ich so da stand und wartete, fiel mir wieder ein, dass man Zeit nur verlieren aber nicht gewinnen kann. Und ich die Aussprache "die Zeit totschlagen" nicht mag. Ich fragte mich, ob vielleicht mehr Menschen so wie ich, ein genaues Augenmerk auf die Aussprache haben. Ob es noch andere gibt, die ganz genau auf die Wahl der gesagten Worte achten, und diese scheinbar auf eine Goldwaage legen. Nein, nimm es nicht zu wörtlich. Achte einfach nicht auf das 'Was" sonder das 'Wie'. Ich war eindeutig übermüdet, nach einer so langen Nacht voller Spiel und Spaß. Und während ich so da stand, vor mich hin dachte und mich mit meinem Gebäck beschmauste, fiel mir auf. Oh, mein Zug fährt ein.
animus am 29. Januar 12
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