Donnerstag, 19. Juli 2012
Sieben Minuten
Es ist zwei Uhr Nachts.
Während ich vor dem Hallentor stand - den Lärm von Kränen und Metallspänen im Nacken - und genüsslich den Suizid auf Raten konsumiere, sehe ich weit nach oben. Hinauf in das tiefe Schwarz.

"Da muss doch noch mehr sein. Es muss doch einen tieferen Sinn geben. Sterne, Sterne sehe ich heut keine. Einen tieferen Sinn als eine lebendige Maschine zu sein, welche gestreiften Anzügen dient. Darf ich vorstellen, die wirtschaftliche Nahrungskette. Arbeiter und Führungsposition. Einer der beiden profitiert. Es ist alles nur Gier, die für solche Leute zählt. Solche Leute denken nur an Umsatz. Schlimm. Dennoch, da muss doch mehr sein!"

Ich stell mir vor wie ich sterbe.
Vermutlich suizidal, weil der momentane Druck und die Belastung zu groß sind. Meine Seele - falls es so etwas gibt - würde ihren Tod nicht akzeptieren. Sie würde im Diesseits verweilen. Bis sie verrückt werden würde. Und böse. Entstehen so böse Geister? Gibt es denn Geister?
Geister, die zu bösen Geistern werden, weil sie nicht loslassen können?

"Nein. Es muss mehr geben. Ich glaube zwar an gar nichts, schließe aber auch nichts aus. Ich würde es ja probieren, währe da nicht, das sterben ein einmaliges Erlebnis ist. Weiß ich nach dem Tod wer ich war? Oder sind das nur Fantasien?"

Und dann stelle ich mir vor, wie ich mir sterben vorstelle.

"Tod durch Schussverletzung. Nein. Zu weit hergeholt. Herzinfarkt. Langweilig. Ersticken. Autounfall. Ja, das klingt gut."

Den Moment wo das Auto gegen die Leitplanke auffährt bekomme ich nicht mit. Sekundenschlaf. Gott, wäre ich nur dort geblieben. Nein. Das denke ich mir nicht. Wie gesagt - ich bekomme es nicht mit. Nur die plötzlich auftretenden Kräfte. 0.8 Sekunden bis das Gehirn es wahrnimmt. 2.4 Sekunden bis das Gehirn es realisiert. 3.2 Sekunden. Zu spät. Ich hänge verkehrt rum. Mir sausen die Ohren. Ein betäubendes Kribbeln im Körper. Wie wenn Wände, ganz schnell, knapp vor meinem Gesicht hin und her flattern würden. Verschwommene Sicht. Ich glaub ich habe Blut im Auge. Ah, ein tiefer Schmerz im Kopf, wie heftig eintretende Migräne. Was ist passiert? Meine Brust, meine Rippen schmerzen. Der Schmerz wird nach und nach stärker. Die Arme schmerzen. Die Beine sind taub. Oh Gott ich sterbe! Nein! Ich will nicht! Eine Form, ein Gefühl von gleichgültiger Panik macht sich breit. Ich sterbe. Und. Werde müde. Der Schmerz lässt nach. Fast ist er nur noch im Gesicht, im Kopf zu spüren. Es wird dunkel. Nein, ich will nicht das sich meine Augen schließen. Shceiße, wann hab ich zuletzt Luft geholt? Oh Gott bin ich müde. Plötzlich wird es angenehm. Das sind jetzt meine letzten Gedanken? Aber es fühlt sich gut an. Ich denke ich ha.

Bewusstlos.

Während der Kopf einerseits mit Sinneswahrnehmungen beschäftigt war, und andererseits mit Adrenalin und Endorphin vollgepumpt wurde, wurde er bewusstlos.
Langsam körperlich tot. Und nach genau sieben Minuten ebenso Hirntot. Während dieser sieben Minuten, erträumte ich noch Szenen aus dem letzten Film. Ein kurzes Abenteuer. Und Dinge aus meiner Kindheit. Ich habe im Traum nicht mitbekommen das ich träume. Ebenso nicht das ich diesen Moment sterbe. Aber ich bin gestorben. Nach der siebten Minute, folgt der Moment wo ich zur Gänze tot bin. Der Moment, den ich wie beim Übergang vom normalen einschlafen zum Traum erlebe. Den Moment, in dem man bewusst nicht existiert.
Und ich existiere bereits seit vier Minuten nicht mehr.
Es folgt - nichts.



Freitag, 18. Mai 2012
Ja, anscheinend.
Anscheinend.
Anscheinend, so braucht der Mensch, einen Platz an dem er leben kann. Einen Platz der ihn behütet. Einen Platz den er ins Chaos stürzen kann, nur um dann wieder für Ordnung zu sorgen. Einen Platz, von dem er sich entfernen kann, nur um dann zu sagen, er hätte ihn vermisst.

Doch was,
wenn dieser Platz man selbst ist?

Sind wir dazu prädestiniert Chaos walten zu lassen?
Um so Katharsis zu finden.
Brauchen wir Extreme, um so unsere Grenzen zu erfahren?
Entfernt man sich gelegentlich von sich selbst, nur
um dann irgendwann behaupten zu können man wäre sich selbst treu geblieben?



Donnerstag, 15. März 2012
Confession
Im selbigen Moment - vor etwa einundzwanzig Zeigerschlägen - durchzog mich einzigartiges Gefühl der Anspannung, als ich auf den 'senden' Knopf gedrückt habe.

Ich habe mich aufrichtig, zur Liebe bekannt.

Und selbst wenn dieses Bekenntnis nicht erwidert werden sollte, was ich auf keinen Fall verlange, so gilt allein dessen Bedeutung, und die Absicht herzliche Freude geteilt zu haben.



Sonntag, 26. Februar 2012
Anfrageformular 'A38'
Es herrscht Krieg im Körper!

Erneut bekämpft sich die vereinte Nation der rational logischen Gedanken, mit dem Königreich der Hormone.
Erbittert ziehen General Verstand, und der Rebellenanführer Serotonin, gegen einander in die Schlacht. An vorderster Front - Schokolade.

In der Regel weiß der Körper ja meistens was er tut.
Und so, wenn er zum Beispiel vom Alkohol genug hat und es ihm zu viel war, kotzt er. Und vorher verspüren wir das Gefühl von 'es wäre an der Zeit eine Örtlichkeit auf zu suchen, denn in wenigen Sekuöörrrrgghhhh... toll'.
Also in Regel weiß er was er tut und möchte.
Und dem entsprechend gibt mir ja auch immer die Signale zu verstehen, was dazu führt das wir selten Schwierigkeiten mit einander habe. - Kann man mit diesen Signalen und mit dem Körper an sich interagieren? Selbstsuggestion? Ich denke ja.
Wenn ja, wie sieht das ganze aus? Wie funktioniert das?

Hat da oben im Kopf eine fiktive Figur ihren Platz, aussehend wie ein Zigarre rauchender Chef der Metallbranche der Vierziger Jahre? Und dann bringt ihm seine sexy Sekretärin ein Anfrageformular vom Körper, welcher etwas wünscht und er ihm das genehmigen soll?!

Wenn dem nach so ist, brachte ihm in meinem Fall seine Sekretärin das Anfrageformular 'A38' zum unterzeichnen. Und er sitzt da und fragt Zigarre puffend seine Sekretärin, "Betty! Sollte ich dieses Anfrageformular A38 kennen?" - und sie sagt - "Ich weiß nicht Chef. Ich werde nur bezahlt um gut auszusehen und Anfrageformulare zur Tür herein zu bringen." - worauf er hin - "Ach ja, stimmt! Nun, wofür ist dieses Anfrageformular A38? Betty! Rufen Sie in der Hormonabteilung an, und klären sie das gefälligst ab!" - worauf sie hin gut aussehend den Raum verlässt.
Acht Sekunden später schneit der Abteilungsleiter zur Tür hinein, und fragt den Chef nach seinem Anliegen.
Sagt dieser, "Habt ihr was mit dem Anfrageformular A38 am Hut?!" - antwortet der Abteilungsleiter - "Nein Chef. Naja. Ja, doch irgendwie." - "Ja so erkläre es mir gefälligst!" - "Also mit Anfrageformular A38, wird um eine Liebschaft, eine Beziehung, ein Tächtelmächtel ersucht. So genau wissen wir das nicht." - "Aha." - "Ja Chef; wir nehmen dann immer einfach zwei volle Schaufeln an Serotonin und Endorphin, und werfen diese Richtung Körperzugang. Und alles was in den Körper dann eindringt, ist die richtige Menge.". Verdutzt schaut der Zigarre rauchende Metallbranchen Chef der Vierziger Jahre den Abteilungsleiter an. "Aber zuvor benötigen wir für die Durchführung den Passierschein A38. Andernfalls sind wir dazu nicht befugt.", sagt der Abteilungsleiter.
"Betty! Betty!!" - "Ja, ja Chef?!" -"Rufen Sie gefälligst den Körper an, und sagen Sie ihm das wir erst noch den Passierschein 'A38' benötigen!" - "Ja Chef, wird gemacht!".

Und so entstand Krieg im Körper.
Ich spüre wie ich irgendwas, irgendwen, lieben möchte;
und geliebt werden möchte; habe aber keine Ahnung wen, wie oder warum überhaupt.
So bin ich vorhin gute zweieinhalb Stunden in der Badewanne gelegen, und habe versucht logisch zu ergründen warum ich mich jetzt ein wenig verliebt fühle.
So lächerlich wie es ist, so interessant finde ich es auch.
Dem entsprechend ernst nehme ich es. Und dem entsprechend schwer fällt es mir damit umzugehen.



Sonntag, 19. Februar 2012
Plus Eins
Schwermütig konnte ich mich dann doch dazu aufraffen diese Party zu besuchen. Eigentlich wollte ich keinen Abend mit einer Scheingesellschaft. Mit fremden Menschen, welche sich betrinken und bezirzen. Ich wollte viel lieber in meinen vier Wänden sitzen. Kreuz und quer durch die Wohnung laufen um zu sehen wo dieses eine Bild besser hinpasst. Ich wollte Noas Geschichte fortsetzen, etwas kochen, aufräumen.

All dies schien mir wertvoller als übertriebe Freundlichkeit, Offenheit und Kontaktfreudigkeit aufbringen zu müssen; Smalltalk, geheucheltes Interesse, zu führen; dann wieder allein rumstehen weil man ihm doch nicht nur an der Backe kleben will.
Und dann bin ich doch gefahren.
Weil ich Betzis neuen CD-Spieler - ich hatte davor nur ein Kassettenwiedergabeabspielsystem - ausprobieren wollte, und, weil ich ihm Achtung und Wertschätzung seines Bemühens zollen wollte.

Dort angekommen widersprach die Lokalität und die Menschen meiner Erwartung. Anstatt saufende Teenager fand ich trinkende Gleichaltrige. Keine grindige Alko-Grotte, nein, ein recht herzlich dekoriertes, stilvolles Lokal mit angenehmen Ambiente.
Ich kam extra eine Stunde zu spät, nur um mit meinem Erscheinen nicht aufzufallen und so in der Masse unter zu tauchen. Aber da war keine Masse. Allsamt vielleicht zwanzig Leutchen. Plaudernd und trinkend.
Ich erzählte ihm von meinen Erwartungen und das ich positiv überrascht sei, meinte er nur so, ja das wären alles nette Leute. Ich meinte ich bräuchte Menschen mit selbigen Level, sagte er. Menschen mit denen es sich lohnt zu unterhalten eben weil man sich mit ihnen unterhalten kann. Dann kam der Gastgeber zu uns herüber und fragte wer ich sei. Er erklärte ihm, ich wäre seine Begleitung, die Plus Eins auf der Einladung.

Etwas später betrat ein bestimmter Mensch den Raum. Ich nenne ihn hier, den Bestimmten.
Der Bestimmte kam gleich her. Ich erkannte ihn. Kannte ihn von Schulzeiten. Er kam her und sagte gleich hallo und woher wir uns kennen.
Ich klärte ihn auf und meinte von der 5G$AQ§ kennen wir uns. Ich wäre der gewesen der 5G$AQ§ danach immer aufgeheitert hat, wenn ihr sie im Zug veraschrt habt. Ja, und so smalltalk'ten wir dahin.
Schnell viel mir auf, dass dieser Mensch ein netter ist.
Es überraschte mich nicht das er wissen wollte was ich arbeite. Es überraschte mich allerdings das er wissen wollte warum ich dort tätig bin, wo ich arbeite, was ich dort machen, und wie ich mir meine Zukunft vorstelle.
Der Bestimmte führte mit mir ja gar keinen Smalltalk, nein, er zeigte wahrlich Interesse. Natürlich erwiderte ich dieses.
Wieder unterhielten uns lange.
Wir sprachen über Arbeit - Zukunft - meine Zukunftspläne - seine Arbeit - seine Freizeit - seine Zukunftspläne - Werbung - Kaufverhalten - mein Meinung zu Werbung und Konsum - Freunde und Auslandsjahre - Musik - gute Musik - verdammt gute Musik - eigene Musik - meine Musik - seine Musik - Beziehungen - sein Exmensch - mein Exmensch - dann wurden wir unterbrochen.

Eine junge Dame kündige die Mitternachtseinlage an.
Oh, eine Stripperin.

Recht angewidert vom Voyeurismus der Menschen, wurde ich Zeuge wie sich eine Prostituierte vor vielen Menschen entkleidete und auf dem Geburtstagskind - du 'Glücklicher' du - rekelte.
Gott ich fand absolut nichts sexuell Ansprechendes daran. Toll. Und anstatt ihre Brüste und ihr Schmuckkästchen zu betrachten, interessierte mich viel mehr ihre Mimik. Sie schauspielerte. Sie schauspielerte Vergnügen und Erotik.

Nachdem die Einlage vorbei war, unterhielt ich mich weiter mit dem Bestimmten, dem DJ und dem Krankenpfleger. Der testosterone Trieb des DJs und des Krankenpflegers entfachte ein Gespräch über Prostitution und dem persönlichen Bezug dazu. Der Bestimmte und ich enthielten uns dem Thema. Schnell entstand eine hitzige Debatte, und nahezu ein Streitgespräch, weil es dem DJ moralisch wie prinzipiell gar nicht gefiel das der Krankenpfleger derartige Lokalitäten aufsucht.
Nachdem ich versucht habe die Fronten zu glätten, und meine Philosophie vom 'geliebten Feind' losgelassen habe, gingen der DJ und der Krankenpfleger, denn man merkte, ein solche Gesprächsebene war ihnen zu viel.
Der Bestimmte blieb.
Wir unterhielten uns weiter, über Musik.
Der DJ spielte mir zu liebe etwas von dieser Musik vor.
Ich war begeistert.
Der Bestimmte meinte gleich, er würde mir gerne eine CD mit dieser Musik brennen, er wohnt ja gleich die Strasse gegenüber. Hallo. Ein Mensch der mich nicht kennt, bringt so viel Freundlichkeit und Offenheit auf.
Ein fremder Mensch will mir Freude machen.

Wir blieben noch ein wenig auf der Party, bis wir dann unsere Sachen packten und zu ihm rüber gingen.
Nette Wohnung. Ikea. Nettes Zimmer.

Und so saßen wir dann da; am Boden; vor seiner Anlage und hörten seine Musik im Schnellverlauf durch.
Ich wollte schon sagen das man sich für Musik Zeit nehmen muss und diese nicht im Eilgang genießen kann, tat es aber dann doch nicht.
Er brannte mir gleich drei CDs mit schönes Musik.
Ich fühlte mich auch ein wenig unwohl, weil mein 'Gleichgeschlechtlich-Sexualitäts-Interessens-Detektor' ungerechtfertigter Weise ausschlug. Denn klar, meiner inneren Logik her, kann ein Mensch, kann ein Mann, der dir von Anfang an offen und nett und interessant begegnet, und welcher dich dann mit zu sich nach Hause nimmt, einen Fremden, nur schwul oder verdammt freundlich sein. Aber nein, er war nicht schwul womit ich sicherlich auch kein Problem gehabt hätte, er war mir gewisser Weise einfach nur gleich gesinnt.

Er rief mich von der Party aus an und meinte die Gemeinschaft ziehe nun weiter da das Lokal zusperrt und ob wir nicht mitkommen wollen.
Schon beim übermitteln seiner Botschaft an den Bestimmten sah ich, dass er nicht wollte das ich gehe.
Doch ich ging.
Und ließ ihm mit einer Verabschiedung und den Worten, "Hey danke für die Musik! Und wir können ja mal was machen?!" zurück .

Eigentlich war ich skeptisch und missmutig, denn er wollte nur das ich auf diese Party mitgehe um mal Spass zu haben, unter Leuten zu sein und vielleicht Freunde zu finden. Und genau das ist passiert. Es verblüfft mich.



Mittwoch, 15. Februar 2012
Bewusstsein. bewusst sein. / 1
Ich fuhr mit 'Betzi III', dem Rad, zum Bahnhof.
Da sah ich aus der näheren Ferne einen Taxifahrer bei seinem Auto stehen. Ich sah zwar nur seinen Rücken, aber ein Rauchnebel stieg bei ihm auf. Er rauchte scheinbar. Ich näherte mich langsam an. Ich sah das er eine kreisförmige kahle Stelle am Kopf hatte. Keine Glatze; weiter unten; da sollten eigentlich Haare sein.
Sofort schoss mir eine Selbstwette durch den Kopf.
Als ich langsam an ihm vorbei fuhr, drehte er sich zu mir und konnte sein Gesicht sehen. Wette gewonnen! Ein Auge war geschlossener als das andere; der Mundwinkel leicht hängend. Dieser Mann hatte einen ischämischen Insult. Einen Schlaganfall mit nicht reversiblen Schäden.
Ja. Mein medizinisches Denken ist immer aufmerksam.
Ich analysiere stetig. Auf Gefahren, medizinische Merkmale und Risiken; Mimik; Gestik; Artikulation; Statur.

Und dennoch hätte ich mich bis vor Monaten noch selbst umgebracht. Trotz meiner Aufmerksamkeit, hätte ich mich gewollt, selbst umgebracht ohne es zu wissen! Ohne das es mir bewusst gewesen wäre.

Ich habe geraucht.
Ich wollte auf Raten sterben. Jetzt würde man meinen das doch Niemand, nicht mal auf Raten, freiwilligen sterben will?! Doch. Oder was ist es sonst?

Kein Mensch, beginnt mit dem Entschluss sein restliches Leben Raucher zu sein, zu rauchen. Wir haben entschieden mit den ersten Zigaretten zu experimentieren. Aber eigentlich hatten wir dann keine Wahl mehr.

Jetzt habe ich damals etwa acht Jahre - so fast ein geschätztes Zehntel meines Lebens; das sind 10% meines Lebens - geraucht. Und acht Jahre ist 'nichts'. Denk doch mal zurück! Denk an die Zeitspanne zurück, als du acht Jahre alt, und dann sechzehn Jahre alt warst. Da liegt nicht viel dazwischen.

Acht Jahre in etwa habe ich geraucht.
Ich habe geraucht. Aus den falschen Gründen.
Denn - mir fehlte es an dem richtigen Bewusstsein!

Und dieser Unterschied ist eigentlich gewaltig!
Dieser Unterschied, hat alles verändert, und machte das Aufhören so wahninnig einfach.

Meine Geschichte dazu:

Irgendwie war ich das Rauchen leid. Dachte öfters an das aufhören, tat aber nichts dafür. Nein. Irgendwie wollte ich auch rauchen. Gut, nach acht Jahren wird schon etwas teil deines Lebens. Ich habe geraucht zum entspannen, wenn ich zum Beispiel Musik gehört habe oder gezockt habe. Ich hab auch geraucht weil ich den Geschmack, welcher mich an Kaffee erinnerte, gemocht habe. Ich hab geraucht weil ich das Prozedere mochte. Das .. wie beschreibe ich es am bestens .. das Selbstbild / der junge Revoluzzer der alternativ leben will und seinen eigenen Weg geht / .. und das verbunden mit dem Prozedere. Ich fand einfach das Rauchen gehört zur Jugend. Dem 'punkigen' sein. Ich rauchte in Stresssituationen um wieder runter zu kommen.
Ja, das waren so die Gründe in etwa.
Naja. Und dann dachte ich immer öfters an das Aufhören.

Meine Mutter ist Hypnotiseurin, die wird das schon machen.
Und Wochen später saßen wir da, und ich musste mir in der ersten Sitzung einen ewig langen Text über das Rauchen anhören. Ja. Sie wollte mir mit dem Text Bewusstsein schaffen. Weil das Bewusstsein darüber über Sieg oder Niederlange entscheidet.
Ja, aber da ich es generell von Niemanden toleriere an mir manipulativ wirken zu wollen, und ich durch die Vorgeschichte die ich mit meiner Mutter habe hierbei noch extrem sensibler war, hab ich es abgeblockt.
Auch wenn ich es wollte; ich derjenige war der zu ihr kam; und sie es eigentlich gut gut meinte. Anyway.

Zwei Wochen später cruiste ich mich 'Betzi II', meinem Auto, durch meine Ortschaft. Ich war - ohne großartig Namen nennen zu wollen - bei einem Fastfood Lokal meiner Anwiderung Mittag essen. Als ich den Mc Drive gesättigt verließ, - ja, diese Aussage hat ihre Richtigkeit -, rauchte ich mir klarer weiße sofort eine an.
Nach drei Lungenzügen, als ich bei einer roten Ampel stand, sah ich die Zigarette an, dachte mir "Ne, keine Lust", und warf sie aus dem Fenster.

Seit dem 18. Oktober 2011, circa 11:30 Uhr, habe ich
keine einzige Zigarette mehr geraucht.
Aus. Es war vorbei.

Das ist meine Geschichte vom Rauchen.
Es ist möglich aufzuhören. Und. Es ist einfach!

Ich hatte keine Traumata, keine Vietnam-Flashbacks, keine Entzugserscheinungen und keine Rückfälle.
Nichts.
Ich hatte kein unwohles, ungutes, zehrendes Gefühl.
Ich war nicht gereizt. Ich hab nur viel mehr gegessen.
Aber auch das nicht wegen dem Entzug, sondern weil mir das Essen einfach viel besser schmeckte. Und ich mir dachte "Bam. Und selbst wenn meine Waage schneller als mein Auto von Null auf Hundert schnellen sollte, ist die Tatsache ein so wahnsinniges Stück Lebensqualität zurück gewonnen zu haben tausend mal mehr wert!"

Es war so einfach aufzuhören, weil ich mir in den zwei Wochen nach der Sitzung mit meiner Frau Mama Gedanken darüber machte. Weil mein Kopf hinterfragte, und argumentierte. Weil mein Kopf rationale Entscheidungen getroffen hat. Unabhängig vom psychischen Einfluss dieser Droge. Und sag nicht nein!
Jeder Raucher denkt hin und wieder an das aufhören.
Aber, wenn doch etwas, ein Zustand, gut ist, warum soll man ihn dann verändern wollen? Gut, ja. Du willst ja nicht mit dem Rauchen aufhören, du denkst nur daran. Aber was ruft in deinem Kopf diese Gedanken hervor?

Ich sage dir, du rauchst aus den falschen Gründen!

Jetzt noch bekomme ich hin und wieder den Guster, die Lust, das zarte Verlangen zu Rauchen. Beispielsweiße wenn ich fort gehe und betrunken bin, oder in Gesellschaft von netten Leuten. Aber nicht mal dann.

Das was ich vermisse, ist das nette Gefühl von Geselligkeit, oder das scheinbar gute Gefühl vom stillen des Verlangen.
Aber!
Was ich nicht vermisse, ist der Gestank. Denn würde es gut richen, ja warum gibt es dann keine Marlboro Raumsprays?
Was ich nicht vermisse, ist der grausige Geschmack - wobei, was habe ich bei meinen Gründen bezüglich dem Geschmack geschrieben?
Was ich nicht vermisse, sind die toxischen Inhaltsstoffe.
Was ich nicht vermisse, sind die Kosten des Selbstmordes. Hey, und selbst wenn so eine Packung morgen acht Euro kosten würde. Du würdest sie weiter kaufen! (England zum Beispiel)

Ausserdem sind die Gründe widersprüchlich.
Lies es oben noch mal nach. Entspannung und Stress.
Geselligkeit. Sei doch mal ehrlich. Sieh es realistisch. Die Rauchergesellschaft findet immer mehr Ächtung. (Ächtung, nicht Achtung) Nichtraucher Lokale. Nichtraucher Zonen. Kein Fremder will diesen Gestank.

Ich vermisse ein schönes Gefühl.
Aber dieses schöne Gefühl ist eine Illusion!
Erkennt man dies, bleibt nur noch Dreck übrig.
Und die Schmach, die ein alternativ unabhängig leben wollender Revoluzzer über sich ergehen lässt, wenn er dann wieder zu später Stunde im Regen vor dem Zigarettenautomat steht.

Du.
Ja du!
Du, der rauchende Leser.
Du bist es! Der sich umbringt.
Du nimmst dir das Leben.

Der Gedanke, dass du in einundzwanzig Jahren ein kleines Kärtchen um den Fuß hängen hast. Ein Kärtchen mit der Aufschrift "Exitus letalis", weil dich die Metastasen eines metastasierenden Kehlkopfkrebs - und hey, die Wahrscheinlichkeit liegt eh nur bei 44% - auf vier Grad unter Raumtemperatur abgekühlt haben.
Ja. Du wirst tot sein!

Du!

Viele Jahre bevor er eigentlich sterben hättest müssen.
Und - das ist das beste daran - du hast dafür auch noch bezahlt! Du Narr Idiot!

Na komm, schau dir das an!
Schau dir an, was mit dir passieren wird!
Das willst du doch nicht sehen?! (Bild)

Siehst du.
Du hattest Angst davor.
Und sag ruhig nein.
Aber was nützt es zu lügen.
Moment, du belügst ja gerade dich selbst?!

Das coole am Leben ist, dass man zu jeder Zeit und in jeder Lage etwas verändern kann. Auch, wenn es nichts bewegt.
Das ist was echt cooles am Leben. Wenn man halt am Leben ist.

Leider fehlt es mir an Zeit um wirklich genauer drauf eingehen zu können, denn die Abendschule wartet auf mich. Aber du kannst mir in Interesse deiner Lebensqualität, eine Mail schicken, und ich werde dich gerne mit Worten und Videos unterstützen!



Montag, 13. Februar 2012
Besonderheiten / 1
Geschichten, übers genauer hinsehen.

• der Blutorangen-Ananas-Chai-Tee
Die große Kanne steht längst bereit. Frisch ausgewaschen, luftgetrocknet. Eine breite gelbe Keramiktasse stelle ich dazu. Sie hat schon ganz viele Risse innen, weil sie schon so alt ist. Man vernimmt ein vertrautes Pfeifen, das Wasser kocht bereits. Nun stelle ich den Kessel beiseite, und mische den Tee ab. 'Hmm', wie das gut duftet, das getrocknete Blätterwerk. Ein wenig Orangenschalen, klein geschnitten. Eine kleine Hand voll grüner Tee. Getrocknete Ananas Stücke, und eine Prise Chai-Gewürz. Noch einmal in der Tasse durchschütteln und vermischen, dann ab in die Kanne.
Acht Minuten und zweiunddreißig Sekunden lang, gebe ich dem achtundachtzig Grad heißen Wasser Zeit, die Aromastoffe aus der Teemischung zu befreien. Ganze neun Minuten sitze ich daneben, und beobachte gespannt. Man sieht wie sich der Geschmack als bunte Fäden, aus der Mischung in das glasklare Wasser zieht. Nach etwa neun Minuten ist die Kanne dunkel Pfirsichfarben. Ich nehme den Filter aus der Kanne.
Auf einen kleinen Löffel lege ich behutsam drei Brocken Kandiszucker. Ich tauche ihn nicht gleich ein. Nur ganz leicht, so das der Tee den Löffel mit dem Zucker erobern muss. Der Löffel hat sich mit Tee gesammelt, und der Kandiszucker beginnt zu schmelzen. Nach einer Weile rühre ich den geschmolzenen Zucker ein. Ich rühre mit vier entspannten Kreisdrehungen um, bevor ich den den Löffel beiseite lege, und guten Blütenhonig dem Tee hinzuzugeben. Der Honig, welcher ein Erzeugnis vieler vieler fleißiger Tiere ist, setzt sich am Boden der Kanne ab.
Ich lass den guten Honig in Ruhe zerschmelzen, soll er doch. Ich mag es, wenn Tee anfänglich natürlich und ungesüßt, und erst gegen Ende hin süß und intensiv schmeckt.
Ich kann behaupten, diese zehn Minuten meines Lebens vollstes genossen zu haben.

• Omas dunkelbraune Schatulle
Jeder, der mich besuchen kommt, kann gerne frei über alles in meiner Wohnung verfügen. Alles ansehen. Alles angreifen.
Bis auf das oberste Fach meiner Vitrine.
Dort sind wahrlich alle besonderen Kleinigkeiten, welche mich an vergangene Tage erinnern. Gesammelte Postkarten mit witzigen oder besonderen Motiven; Briefe einer Freundin; das Briefkuvert von dem einen Künstler, welcher mir sein Album persönlich per Post geschickt hat; alte Schulfotos; Zugfahrkarten, von der ersten Reise nach Deutschland zu meiner Familie, oder von der ersten Fahrt nach Wien zu einer Verflossenen. Eine Taschentuchpackung mit Klimt-Motiven, und meiner erster gefalteter Origami-Kranich. Meine Festival-Brille. Bei jedem Festival halte ich Ausschau nach einer verloren gegangenen oder kaputten Brille. Diese wird dann zur Festival-Brille ernannt und getragen. Weiters ein Reclam von Kafka. Der Stoff einer selbst gehäkelten Socke, welche ich von der Mutter einer Freundin bekam. Yu-Gi-Oh Karten, welche ich zum achtzehnten Geburtstag von meinem besten Menschen bekam. Denn ja, wir spielen das seit dem es "uncool" ist. Ein Korken, von dem ich nicht mehr genau weiß woher er ist; nur das er 'Korki' heißt und es anscheinend eine sehr berauschende Nacht gewesen sein muss. Mehrere gebrauchte Gedichtbücher, welche ich ergattert habe. Tagebücher von mir, und eine alte VHS Kassette, welche ein MTV Nirvana Special auf sich trägt. Ein Paar Cent Stücke, die ich hier und dar gefunden habe, und, Omas dunkelbraune Schatulle, in welcher sich die ältesten Schätze befinden. Sie ist eine gute Handbreite hoch, Handlänge tief und eineinhalb Handlängen lang. Ein goldenes Muster ziert ihren Rand. Innen drin ist sie mit dunkelrotem Fließ verkleidet. Und so hütet sie meine schönsten Dinge.
Dinge wie den uralten iPod, welchen ich von einem damals ganz besonderen Mädchen bekommen habe. Eingepackt, umhüllt von Papier. Dann wären da Fotos; Fotos von meinem Großvater den ich kaum kannte, Fotos vom ersten Gig meiner damaligen ach so jungen Band. Diverse Festivalbänder und Pässe. Eine kaputte Frauenuhr welche wir damals im Winter am Bahnhof gefunden haben, und welche ich aus Protest gegen die Homophobie meiner Klasse trug. Eine Tüte mit abgeschnittenen Haaren. Jeder Millimeter des Haars erzählt eine Geschichte für sich. Zeitzeugen. Noch ein paar Anhänger und Armbänder. Das sind die goldenen Momente meiner Vergangenheit.
Sollte ich jemals wieder in den Genuss einer Depression durch Zukunftsängsten kommen, habe ich ein ganzes Fach voller Beweise, dass ich nie wissen werde was alles passieren wird, es aber im Nachhinein veradmmt schön ist einen Blick drauf zu werfen.



Sonntag, 12. Februar 2012
We don't feed the world. We only feed our greed.
04:33 Uhr lokale Ortszeit.
Siebzehn Minuten vor Beginn von Operation Frühling.

Seit fast zwei Tagen hatte ich nichts mehr gegessen.
Komisch, denn ich hatte auch keinen Hunger. Als ich mich mit meinen sechshundert Gramm Bio-Spinat mit Pfeffer beschmaußte, fiel mir auf wie verdmmat schmackhaft so einfache Gerichte sind. Ohne Konservierungsstoffe, ohne E-Stoffe, ohne Mononatriumglutamat. Ich dachte mir, Essen muss man sich verdienen. Besser gesagt, den Genuss. Genauso wie Schlaf. Erst durch die harte Arbeit werden sechs sieben Stunden Schlaf zu einer wahren Belohnung, einem Genuss und Vergnügen; und ist keine Vergeudung von Zeit. So denke ich nun eben. Und mit dem Essen genau das gleiche. Wie viele Menschen haben nichts zu essen? Keiner denkt daran weil jeder einen vollen Kühlschrank hat. Keiner denkt daran, weil ihm Hunger nicht quält und nicht berührt. Und die Aussage von den hungrigen Kindern in Afrika, hört sich wie ein altes Lied an, welches man nicht mehr wahrnimmt.

Aber ich wollte es wissen, ich hab es ausprobiert, ich habe mich gequält. Aus dem Grund der Interesse, der Empathie. Und aus anderen Gründen.
Ich habe die letzten Wochen hauptsächlich puren Kandiszucker, Wasser und Brot zu mir genommen. Hin und wieder Mahlzeiten von der Betriebsküche, oder Junkfood von der Tankstelle. Nach Lust und Laune habe ich mal vielleicht ein paar Tage mehr gehungert, oder mich mit purem Dreck vollgestopft. Nur eine kleine Pfanne und einen Löffel habe ich verwendet. Mehr wollte ich nicht. Wenn mir danach war, aß ich mit den Fingern.

Und so wie mit dem Schlafen, dem Schlafrhythmus und dadurch der Zeit, oder meinem Bezug und Prinzipien zu Geld, hat sich auch mein Bezug zu Nahrung verändert.

Ich schätze mein Essen.
Ich betrachte es, ich rieche daran, ich spiele damit und ich spiele mit meinem Gaumen. Ich bin dankbar für mein Essen, und ich rufe es mir jedes Mal in Erinnerung, das es anderen Menschen nicht so gut wie mir ergeht.
Menschen, von denen ich auch einer sein hätte können.
Oder du einer sein hättest können.
Ich bedanke mich für Essen, freue mich.
Und ich jammere nicht mehr, wenn ich nichts zu essen habe. Essen ist keine Selbstverständlichkeit.

04:55 Uhr - Operation Frühling beginnt in Kürze.
Ich freue mich schon auf einen Wohnungsputz!



Freitag, 10. Februar 2012
Neulich, im Fahrstuhl
Vor sieben Minuten hab ich mein Fahrrad 'Betzi III' zur Eingangstür hinein geschoben, und das filigrane Schreien eines Katzenaffenbabys imitiert. Selbst(unterhaltend) ist der Mann.
Eine Minute später, gerade als ich um die Ecke Richtung Fahrstuhl bog, merke ich das da ein junger Mann, nennen wir ihn Gunigundebert, auf den Fahrstuhl wartet.

"Hm, er wird dich sicher gehört haben. Ach, egal, der wohnt sicher nicht neben dir.."

Der Fahrstuhl trifft ein, beide betreten diesen.

"Hast es schee ghabt mitn Radl?", fragt mich Gunigundebert erwartungsvoll. Ich starre ihn noch einen Moment lang an und erwidere, "Mhm".
Pause.
"Kalt war es draussen und höllisch aufpassen muss man", sagte ich. Gunigundebert checkt mich mit seinen Blicken ab und grinst leicht verlegen oder peinlich berührt. Man weiß es nicht.
Ich sehe, er will in den zweiten Stock fahren.
"Wohnst du in der Richtung?", frage ich ihn und zeige in eine Himmelsrichtung. "Jo", gibt er mir kurz zu verstehen. "Ja dann wohnst du ja unter mir?!", frage ich ihn rhetorisch. "Ja ich hoffe ich bin dir eh nicht zu laut?!" - "Na, na", sagt er. Mein Antlitz - ein roter Jogginganzug, ein durch ein Palästinenserschal vermummtes Gesicht, und gelbe Sportschuhe - irritieren ihn scheinbar ein wenig.
Die Fahrstuhltür öffnet sich und Gunigundebert steigt leicht verstört und erleichtert aus. Ohne sich umzudrehen, wünscht er mir noch unehrlich, einen guten Abend.



Spiegel
Ich war eben noch arbeiten. Eigentlich sollte ich schlafen, denn ich merke wie mein Körper nach seiner Ruhe verlangt. Doch ich kann nicht. Mich beschäftigt mein Weg zur Unabhängigkeit. Mich beschäftigt meine Einsamkeit.


Ich stelle einen Spiegel auf.

" Gott
siehst du heute wieder beschessin aus.
Aber du magst dich. Ich sollte den Bart wieder trimmen.
Und vielleicht mal zum Friseur. Ich glaube sie lachten in der Arbeit über deine Frisur, ja, du gibst einen Fcik drauf. Naja. So ganz egal ist es dir dann doch nicht, wie du immer tust.

Was empfindest du wenn du dir in die Augen siehst?
Du fühlst dich gebrandmarkt.
Ja, dein Leben ist nicht sciheße. Du selbst sagst ja immer, das Leben ist das was man daraus macht. Ja. Das Beste draus machen. Leider kam dir die Einstellung sechs Jahre zu spät.
Du weißt du müsstest dich beshcissen fühlen. Aber irgendwie kannst du dich nicht mehr deprimiert fühlen.
Nach all den Jahren, ein wahres Geschenk. Vielleicht hat sich in deinem Gehirn durch irgendetwas irgendwie eine Serotoninbombe gezündet, und deswegen geht es dir immer gut. Du findest den Gedanken, dass allein deine Einstellung die Ursache dafür ist, sehr erfüllend; etwas beängstigend, und es macht dich ein wenig stolz.

Du hast diese Worte schon in der Arbeit und am Heimweg, gedanklich geschrieben. Unter anderem jammerst du in Stille, willst es aber nicht zu geben, dass du gern einen Menschen an deiner Seite hättest.
Ach komm hör auf!
Von wegen "Wegen dem Kolleg hättest du sowieso keine Zeit für ein Weibsbild"!
Mich brauchst du nicht zu belügen. Mich kannst du nicht belügen. Du sehnst dich nach Nähe, und gleichzeitig willst du unabhängig und stark sein.

Du zweifelst am Humor des Schicksals, denn du denkst das so ein lieber und netter Kerl,- du denkst doch tatsächlich du wärest ein Geschenk für eine Frau - wie du kein Weib findet, nein, nicht das eine Weib findet, wäre unfair. Aber wenn doch jeder Mensch denkt sein Leben wäre in irgendeiner Weiße unfair, ja ist das dann nicht fair?
Nein nein! Zerlege mich nicht gedanklich in dein Ego und Überego. Ich bin dein Spiegel. Ich bin Wahrheit. Wahrheit die du nicht immer hören willst.

Du Sturkopf solltest eigentlich schlafen!
In fünf Stunden und einundzwanzig Minuten musst du wieder arbeiten. Jetzt hör mir doch zu!

Du findest es toll das du dich über nichts mehr ärgerst.
Über nichts aufregst und auf nichts böse bist. Du bewunderst dich dafür selbst aus Negativem Gutes zu schöpfen. Das empfindest du dann als wahr. Als wahrlich. Weil es dir verdeutlicht, dass du in den einundzwanzig Jahren doch noch so etwas wie charakterliche Reife geschaffen hast. Aber haha, du hast ja keinen Menschen mit dem du deinen Charakter teilen kannst.
Ausserdem erzähl mir nichts! Du harter Hund.
Lob dich nicht für deine Reife wenn du dich immer noch anpasst und schauspielerst. Das ist scheiße und das weißt du.
Du wärst gern das Arshcloch mit Herz, welches für die Ladys unerreichbar, und dadurch so begehrenswert ist.
Wie jämmerlich dir das vorkommt wenn du es durch meine Worte realisierst. Gib es auf!

Deine Zeit, deine Gemahlin, heißt Einsamkeit!
Werde zum Fels! Werde zur Selbstliebe! Und erst dann pflück dir ein Fräulein raus, um vollkommen zu werden.
Thema beendet!

Und was soll das ganze monologe Theater?
Du hast die Plattform erstellt um bei anderen Menschen und nicht dir, Katharsis zu schaffen. Ja, ich finde den Gedanken auch richtig, das es verschwendete Zeit ist, weil Menschen deine Worte lesen und sie fünf Minuten später schon nicht mehr verinnerlicht haben. Sie empfinden nicht so wie du. Und du darfst von dir nicht immer auf andere schließen.

Ich soll auch mal was Nettes sagen?
Spricht da leicht dein Kind aus dir?

Jetzt sag ich dir mal was.
Dieser Strizzi hat dir Jahre lang eingebläut und eingeredet, dass du Musiker, Künstler, Arzt, Sportler, Profizocker, Techniker und bester Freund werden kannst wenn du es willst; aber was hat es dir gebracht ihm blind blöd zu vertrauen? Gar nichts! Weil du nicht auf mich hören wolltest. Und jetzt, da du merkst es herrscht die Not, die Pflicht für Veränderung, da merkst du das Starrsinn doch kein guter Ratgeber ist. Und sag nicht nein! Mein rationales, kritisches, ehrliches Denken tut dir gut!

Dein Spiegel zu sein,
tut dir gut!"
Gott tut dir gut.


Und wenn du genauer über meine Worte nachdenkst,
fällt dir dann da nicht auf,
wie sehr du dich von anderen abhängig machst?
Wie sehr du noch von anderem abhängig bist?